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SAlzkotten

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„Rechtsstaatlichkeit und Frieden müssen immer wieder neu erstritten werden“

Lichtinstallation "Niedergebrannt, verhaftet, verschleppt - Die jüdische Gemeinde in Salzkotten"

(…) Deutschlandweit brannten in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Synagogen und Bethäuser. Jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden auf die Straße gezerrt, verspottet, verprügelt, verschleppt, viele von ihnen später ermordet. Das eigentlich Unfassbare geschah mitten in deutschen Städten, auch in Salzkotten. Nicht nur die dortige Synagoge brannte. Drei jüdische Geschäfte und sechs Haushalte wurden verwüstet und geplündert. 16 Männer aus Salzkotten, bis zu dieser Nacht anerkannte Mitbürger, warf man ins Verlies der Wewelsburg, um sie am nächsten Morgen in das KZ Buchenwald zu deportieren. Wohl der Fürsprache des Wewelsburger Pfarrers Franz-Josef Tusch war es zu verdanken, dass den Verhafteten Tee und Stroh gebracht wurde, um die Kälte des Steinbodens ertragen zu können. Genau in diesem Verlies leuchten bis Ende November illuminierte Begriffe wie „gehetzt, verachtet, verfolgt, beraubt, hilflos“ oder auch „gefangen“. Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Salzkotten haben zusammen mit Frauke Pixberg, der wissenschaftlichen Volontärin im Kreismuseum Wewelsburg, und ihrem Lehrer Matthias Hartmann diese Lichtobjekte erstellt. Sie sollen an die furchtbaren Ereignisse in jener Nacht in Salzkotten erinnern und gleichzeitig mahnen, wie schnell durch eine Ideologie der vermeintlichen Überlegenheit und Ausgrenzung die Menschlichkeit und der Frieden in einer Gesellschaft verloren gehen können. „80 Jahre ist das jetzt her. Die rassistischen und antisemitischen Vorfälle der vergangenen Wochen und Monate zeigen, dass ein ganzes Menschenleben nicht ausreicht, um Hass und Rassismus zu überwinden“, sagte der stellvertretende Landrat des Kreises Paderborn, Vinzenz Heggen, bei der bewegenden Eröffnung. „Demokratisches Handeln und Leben, Rechtsstaatlichkeit und Frieden sind nicht selbstverständlich, sondern müssen immer wieder neu erstritten werden“, betonte Heggen. Der stellvertretende Landrat dankte den Schülerinnen und Schülern für ihre künstlerische Form des Erinnerns und gab ihnen mit auf den Weg, sensibel und mit wachen Augen durchs Leben zu geben. „Setzt Euch ein für eine demokratische, friedliche Zukunft“, so Heggen.

Kirsten John-Stucke, Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg, erläuterte, dass die Auswahl des Verlieses der Wewelsburg als Inhaftierungsort von der SS bewusst ausgewählt worden war. Das Anfang des 17. Jahrhunderts von Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg im Kellergeschoss des Südostturms errichtete Verlies besteht aus einem Verhörraum für das so genannte „peinliche Verhör“. Ein Raum, in dem also gefoltert wurde. Dahinter befinden sich zwei Zellen. Die Bezeichnung als „Hexenkeller“ geht auf zwei Verfahren gegen Frauen in 1631 zurück, die als „Hexen“ angeklagt worden waren. Seit der Auflösung des Hochstifts Paderborn 1802 wurden die Räume nicht mehr als Gefängnis benutzt. Erst die SS knüpfte daran an. „Waren es im 17. Jahrhundert Hexenwahn, Aberglaube und niedrige Beweggründe, die dazu führten, dass unschuldige oder am Rande der Gesellschaft stehende Frauen als „Hexen“ verfolgt und im „Hexenkeller“ angeklagt wurden, so waren es nun Juden, die aus rassistischen und ideologischen Gründen aus der sogenannten „deutschen Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen, verhaftet und im Verlies verhört wurden“, so John-Stucke. (…) 

Die Schülerinnen und Schüler der Salzkottener Gesamtschule trugen vor, was sie für sich mitgenommen haben im Verlaufe des Projekts. „Erinnern heißt, genau hinzuhören und hinzusehen, nicht zu schweigen und sich auch einer unbequemen und geschichtlichen Wahrheit zu stellen. Diese Wahrheit hat, und dies gilt auch für Salzkotten, mit Leid, Zerstörungswut und auch Feigheit zu tun“, so ihr Fazit. Ihre Lichtinstallation ist den 16 verschleppten jüdischen Männern aus Salzkotten gewidmet. (…)

Zu sehen ist die Lichtinstallation bis zum 30. November 2018 im historischen Hexenkeller der Wewelsburg. (…) Die Ausstellung findet im Rahmen der Gedenkwoche „80 Jahre Reichspogromnacht“ statt.

Sie widmen ihre Lichtinstallation den am 9. November 1938 verschleppten jüdischen Männern aus Salzkotten (von links nach rechts): Christian Hölscher, Nicola David Niggemeier, Maike Polonyi, Nuria Claes, Sherin Tuncel, Eva Kondopulo, Michelle Wessel und Maike Fischer von der Gesamtschule Salzkotten.

Bildnachweis: Kreismuseum Wewelsburg

 

 

 Zu sehen sind (von links nach rechts): Nuria Claes, Eva Kondopulo, Maike Fischer, Nicola David Niggemeier, Sherin Tuncel, Christian Hölscher, Michelle Wessel, Maike Polonyi, Frauke Pixberg, Matthias Hartmann, Kirsten John-Stucke, Vinzenz Heggen bei der Eröffnung der Lichtinstallation „Niedergebrannt, verhaftet, verschleppt – Die jüdische Gemeinde in Salzkotten“.

Bildnachweis: Kreismuseum Wewelsburg

Quelle: Pressemitteilung - 15.11.2018 - Kreismuseum Wewelsburg (Auszüge)

Hinweis: Alle Bild- und Textrechte liegen beim Kreismuseum Wewelsburg. Die Gesamtschule Salzkotten bedankt sich ganz herzlich für die Erlaubnis der Veröffentlichung auf dieser Homepage.

 

Lesen Sie hier den Artikel im Westfälischen Volksblatt vom 20.11.2018.